PANELS

Public Production
Der öffentliche Raum ist ein Ort für freie und widerstreitende Ausrucksformen, ein physischer oder medialer Raum, in dem sich kulturelle und öffentliche Diskussionen in unterschiedlichsten Handlungs-, Kooperations- und Konfliktformen ausbreiten können. Gleichwohl führt nicht jedes neue Medium automatisch zu einer Ausweitung des öffentlichen Raums. Im Gegenteil: Technische Medien können ihn ebenso gut beschränken, etwa wenn die von ihnen ermöglichten Handlungsformen die kommunizierten Inhalte vorbestimmen oder die Kommunikation homogenisieren oder die Spannungen innerhalb der sozialen Verbindungen verringern. Im Extremfall könnte man von ‹negativen Öffentlichkeitsmaschinen› sprechen, die die Charakteristika des Öffentlichen negieren oder abzapfen.

Auf dem Podium wird diskutiert, in welchen Fällen technische Medien und ihre Anwendungen die Möglichkeiten des öffentlichen Raums erweitern und in welchen nicht.
Das Gespräch findet in englischer Sprache statt.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der transmediale, Berlin.

TeilnehmerInnen:

Moderation:
Dr. Andreas Broeckmann, transmediale (DE) http://www.transmediale.de


Common Property – Allgemeingut
Ausgangspunkt der inhaltlichen Überlegungen zur 6. Werkleitz Biennale war eine Debatte über Copyrights. Dabei stellte sich schnell heraus, dass der Konflikt zwischen dem für KulturproduzentInnen selbsverständlich erscheinenden Recht, Zugriff auf gesellschaftlich relevante Bilder und Informationen zu haben, und dem AutorInnenrecht ein symptomatischer ist. Die Forderung nach neuen, auf Information und Wissen ausgedehnten Eigentumsverhältnissen, dient vor allem dem Interesse der zunehmend auf billige (intellektuelle) Ressourcen angewiesenen Industrien etwa im Bereich der Biotechnologie. Der eigentliche Konflikt betrifft die global und auf verschiedenen Ebenen laufende Aushandlung zwischen privaten (Verwertungs)-Interessen und gesellschaftlicher Autonomie. Mit der Debatte um Copyrights und Geistiges Eigentum, die die Kulturschaffenden – die auch immer zugleich ‹AutorInnen› sind – «ganz besonders interessieren sol-lte», wird die Kulturszene gegen ihre eigenen Interessen eingespannt. Kultur ist ohne den freien Austausch von Zeichen, Bildern und Geschichten und das freie Spiel damit nicht denkbar. Anstelle einer (Schein-)Kontroverse um mehr oder weniger Copyrights und AutorInnenrechte möchten wir uns deshalb an dieser Stelle über die gesellschaftlichen Chancen und politischen Perspektiven der Ausweitung von Allgemeingut unterhalten. Die zentrale Fragestellung ist: Was ist es, das allen gehört und wie kann das, was allen gehört, gesellschaftlich angeeignet werden?
Das Gespräch findet in deutscher Sprache statt.

TeilnehmerInnen:

  • Dr. Ulrich Brand (DE), Politikwissenschaftler
  • Hans-Christian Dany (DE), Künstler und Publizist

    Moderation:
    KuratorInnen der 6. Werkleitz Biennale

    Royalties and Commons
    Auf einem Meeting von 4.000 Personen wurde beschlossen, dass die Patentabgabe eine Auflage und ungerechte Steuer auf freie Arbeit sei, das Meeting sich daher verpflichte, sie durch Verbrennen aller Patente sofort abzuschaffen. Sollte irgendeiner verhaftet werden, weil nicht im Besitze eines Patents, so werde ihn das vereinigte Volk verteidigen und beschützen.
    Das Gespräch findet in deutscher Sprache statt.

    TeilnehmerInnen:

    • Mercedes Bunz (DE), Herausgeberin von de:Bug, Zeitschrift für elektronische Lebensaspekte
    • Erik Stein (DE), Mitarbeiter im Verlagskollektiv b_books

    Moderation:
    Ariane Müller, Künstlerin und Co-Kuratorin der 6. Werkleitz Biennale

    COPYRIGHT. Die Kritik der Bilder: Urheberrecht, Zitatrecht und Freie Benutzung
    Eines der Hauptprobleme des Urheberrechtes zeigt sich bei der kreativen (Weiter-)Verwendung geschützten Materials: Ready-made, Found Footage, Kompilation, Satire, Kritik; sie müssen sich auf juristische Ausnahmen des Zitatrechtes und der Freien Benutzung berufen. Doch was in der Wissenschaft problemlos funktioniert, ist im Medienbereich ein beständiges Problem. Arbeiten, die sich auf diese Rechte berufen, werden nicht ausgestellt, nicht gesendet oder entstehen erst gar nicht, manchmal landen sie auch vor Gericht. Droht hier mit der aggressiven Vorgehensweise der Verwertungsindustrie ein ganzer Kulturbereich zu verschwinden? Ermöglichen die Schranken des Urheberrechtes wirklich die Freiheit der Kunst? Diese Fragen stehen auch im Zusammenhang mit dem aktuell erschienenen Entwurf der Urheberrechtsgesetzgebung zur Diskussion.
    Das Gespräch findet in deutscher Sprache statt.

    TeilnehmerInnen:

    Moderation:
    Marcel Schwierin (DE), Filmemacher http://www.schwierin.de

    geteilte Kultur / Shared Culture
    Nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die kulturelle Vereinigung von Ost- und Westdeutschland nach 1989 gestaltet sich um einiges komplexer, als es kurz nach der Wende den Anschein machte. Die Vorstellung einer gesamtdeutschen kulturellen Identität erwies sich im Detail weniger als eine reale gesellschaftliche Erfahrung, sondern vielmehr als ein politisches Programm. Kulturelle Praxis findet in bestimmten gesellschaftlichen Kontexten statt: Während sich ein spezifisch westdeutscher Kultur-Kontext in den letzten 15 Jahren im Osten verbreitet hat, wurde der ostdeutsche oft pauschal unter Ideologieverdacht gestellt und als lokal-miefig und irrelevant abgewertet. Die Neuformatierung der ostdeutschen Kulturlandschaft in den 1990er Jahren brachte sowohl den Kulturschaffenden als auch den kulturellen Institutionen die Erfahrung von Diskontinuitäten und den Verlust von sozialen Zusammenhängen und kollektivem Wissen. Aus Sicht des Westens hingegen, stellte sich die Entwicklung immer als eine innerhalb des kulturellen Bezugssystems kontinuierliche dar.

    Den in Ost und West gemeinsamen Erfahrungshorizont bilden vielleicht erst die seit Ende der 1990er Jahre unter neoliberalen und postfordistischen Vorzeichen neu definierten Anforderungen an den Kultursektor. Kürzungen, Privatisierung und der Zwang, auf dem Markt zu bestehen, führen nun auch im Westen zu einigen Umbrüchen. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen stellt sich heute die Frage, welche Praxen und Akteure in den letzten 15 Jahren aus dem Kulturbetrieb herausgeschrieben und welche neuen Zusammenhänge und Anknüpfungen hergestellt wurden. Zur Debatte steht außerdem, inwiefern mittels Kultur und jenseits von ideologischer Vereinnahmung überhaupt Gemeinsamkeit und Öffentlichkeit hergestellt werden kann.
    Das Gespräch findet in deutscher Sprache statt.

    TeilnehmerInnen:

    • Annegret Hahn (DE), Intendantin Thalia Theater Halle
    • Simone Hain (DE), Architekturhistorikerin

    Moderation:
    Helmut Höge (DE), Freier Journalist

    Lange Nacht der Verbrechen
    Das Panel zur ‹Langen Nacht der Verbrechen› handelt vom Potenzial individueller und kollektiver künstlerischer und aktivistischer Praktiken, die unter den Bedingungen der Globalisierung bestehende Ordnungssysteme hinterfragen. Vorgestellt und diskutiert werden subversive und interventionistische Strategien im kommerzialisierten und privatisierten urbanen und medialen Raum. Dazu zählen neue Formen der Verteilung von Information, Graffiti-Kampagnen, temporäre Eingriffe und kollektive Nutzungen eigentumsrechtlich ungeklärter Räume. Gemeinsam ist den vorgestellten Strategien und Projekten, dass sie entweder im ‹rechtsfreien› Raum agieren oder aber im Sinne eines Aushandlungsprozesses bewusst die Konfrontation mit der herrschenden Rechtsdurchsetzung suchen. Dabei stellt sich unter anderem die Frage, wieviel der aktuellen Gesetzeslage (gerade in Bezug auf immaterielle Güter) totes, also nicht durchsetzbares Recht ist.
    Das Gespräch findet in englischer Sprache statt.

    TeilnehmerInnen:

    Moderation:
    Hans-Christian Dany (DE), Künstler und Publizist


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